Zu Beginn: Lazise – Gardasee

© Jürgen Ritter

Zur Ruhe kommen – Bänke

Wie kommt man darauf, Bänke zu fotografieren? – Ganze Bankserien aufzunehmen?

Die Antwort beginnt mit einer indirekten Begegnung. Es war am Abend eines eher kühlen Sommertags in Lazise am Gardasee. Bei einem Bummel an einer Uferpromenade vielen mir zwei Männer auf, die ein wenig oberhalb des Sees an einer befestigten Uferstelle auf einer Bank saßen. Viel gesprochen haben sie nicht, obwohl sie sich von der Körperhaltung her leicht zueinander wandten. Sie saßen einfach da und blickten auf den abendlichen See. (Siehe Bild)

Diese Szene strahlte auf mich eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus. Die beiden Männer genossen ihr Sitzen und Ihre Ruhe, die durch den See verstärkt zu werden schien. Einfach so!

Das war so etwas ganz anderes als die Alltagshektik, der man sich – auch im Urlaub – so oft und leicht ausgesetzt fühlt. Einfach nur sitzen und schauen. Auf einer Bank. Wann hatte ich mir dazu zuletzt die Zeit genommen? Dabei bieten Bänke gerade diese Gelegenheit.

Mein Fokus legte sich seither auf dieses Motiv. Und ich war und bin überrascht, wie viele Gelegenheiten es gibt, Bänke zu fotografieren. Besser gesagt: Wie viele Gelegenheiten es gäbe, sich zu setzen und zur Ruhe zu kommen. (Denn eigentlich sind die Bänke ja zum Entspannen da und nicht, um von mir fotografiert zu werden.)

Durch die fotografische Beobachtung der Bänke ist nicht nur eine Serie mit dokumentarischen Aspekten entstanden, sondern auch eine persönliche Sensibilität für den Ort, an dem die Bänke aufgestellt sind und damit verbunden die Frage nach dem Ruheangebot, das sie machen. Worauf nehmen sie räumlich und visuell Bezug? – Was vermitteln sie von ihrer Umgebung? Bänke werden ja nicht einfach nur aufgestellt. Es besteht immer eine Symbiose aus Angebot (Bank) – Funktion (Ruhe/Erholung) und Bezug (Umgebung)

Bänke können somit Ruhepole in hektischer Umgebung sein. Bilder von Bänken greifen diese Möglichkeit auf und visualisieren sie. Sie verweisen auf ihre Art auf die Funktion der Bänke, auch wenn diese nur abgebildet werden. Das Bild vermittelt eine Beziehung von der Bank und ihrer Funktion zum Betrachter. Oder anders gesagt: Vom Objekt zum Subjekt.

Zum Schluss: Konstanz – Bodensee

© Jürgen Ritter